Walnusslikör

Mit Walnusslikör verbindet mich eine sehr lang zurück liegende Geschichte: vor ca. 35 Jahren bekam ich bei einem Besuch Walnusslikör angeboten und war schon als Teenie neugierig auf alles Ess- und Trinkbare. Ich erfragte das Rezept und trug es im Hinterkopf mit mir herum. Vor einem Jahr habe ich es dann dank williger Freunde, die mir ihre grünen Walnüsse abtraten, erstmals in die Tat umgesetzt:

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Walnüsse im unreifen, grünen Zustand ernten, es darf sich im Inneren keinesfalls schon die verholzte Schicht, die später zur eigentlichen Nussschale wird, gebildet haben. Dies sollte im Zweifelsfall spätestens bis zum Ende der Spargelsaison geschehen sein.

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Die Nüsse durchstechen oder halbieren. Den austretenden, leuchtend gelbgrünen Saft auffangen und mit zum Ansatz geben. Achtung der Saft färbt!

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Die Nüsse im Gerwichtsverhältnis 1:1 mit Zucker in dichtschliessende Gefässe geben.

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Zucker und Nüsse gründlich vermischen.

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Im Laufe der kommenden Tage und Wochen löst sich nach und nach der Zucker, Saft entsteht.

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Mein erster Ansatz, mit in Hälften geschnittenen Walnüssen, kam am 19. Juni 2014 in den Glaskolben.

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Der zweite Ansatz, mit gestochenen Nüssen, am 27. Juni. Mit verringertem Zuckeranteil: 1,5kg Nüsse mit einem Kilo Zucker.

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Beiden Ansätzen habe ich etwa 6 Wochen Zeit gegeben zu ziehen, es wurde während dieser Zeit weder gerührt noch geschüttelt.

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Die Nüsse haben im Laufe der Wochen eine olivene, fast schwarze Farbe angenommen.

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Um Verunreinigungen zu vermeiden, wurden die Glaskolben von Anfang an jeweils mit einem Gärrohr verschlossen, es kam allerdings – wie beabsichtigt – nicht zu einer Gärung, keiner Gasentwicklung, keiner Auffälligkeit.

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Kurz vor dem Abgiessen: monochrom braun-schwarze Nüsse,

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Meine Verkostungsnotitz vor dem Versetzen mit Alkohol am 30. Juli:
„0,6l Sirup gewonnen, Geruch angenehm, Geschmack: bitter, fruchtig, adstringierend, grün, süß, angenehm. Mit Wodka im Verhältnis 1:1 aufgegossen.“

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Bis zu den Feiertagen am Jahresende wurde der Likör im Keller kühl und dunkel gelagert. Das Auffüllen mit Wodka führt naturgemäss zu einem relativ geringen Alkoholgehalt des fertigen Likörs: bei 40%igem Wodka sind das am Ende etwa 20% im Likör. Wer einen höheren Alkoholgehalt möchte besorgt sich reinen Alkohol in einer Apotheke. Geschmacklich halte ich das aber für unnötig, teurer ist es  auch.

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Beide Liköre sind geschmacklich grossartig geworden, die Lagerzeit im Keller hat den Geschmack harmonisiert. Der unterschiedliche Zuckeranteil ist bemerkbar, aber auch der süssere Likör nicht unangenehm. Beiden könnte etwas fruchtige Säure zum Geschmacksbild helfen. Besonders auffallend, neben der prägnanten Walnussnote ist die geradezu wuchtige Honigmelonennote. Man meint unter der provencealischen Sonne in eine reife Charentais-Melone aus zu beissen – überwältigend.

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Zum Jahreswechsel abgefüllt und an liebe Freunde verschenkt. . .
Guten Appetit.

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5 Antworten zu Walnusslikör

  1. Gunateet sagt:

    Namaste Luca. geht’s da um „ratafiá“ aus dem Ticino, Norditalien und Nordspanien? Sollte noch eine Flasche bei Dir rumstehen … Ich freue mich auf unser Wiedersehen im Süden … Gunateet

    • Luca Siermann sagt:

      Namaste lieber Gunateet, der Ratafiá, so wie ich das verstehe ist doch etwas ganz anderes. Vor allem durch den Gebrauch sehr intensiv schmeckender Kräuter, mit denen er angesetzt wird. Bei nächster Gelegenheit werde ich mal einen probieren um sozusagen im selbstversuch Auskunft geben zu können. Euch ganz liebe Grüße in den Süden und wir freuen uns erst. . .! Luca

      • Gunateet sagt:

        … Schau mal unter “ Nocino oder Ratafia “ nach im Google. Es handelt sich um den Tessiner Likör, den wir immer bei meiner Tante getrunken haben ( Schon als Kinder !)
        Wir freuen uns auf das Wiedersehen im August …

  2. Juliane sagt:

    Hallo Luca,
    ich habe das Rezept von einem serbischen Freund, viele Jahre lang gemacht mit einer kleinen Ergänzung: zu den Nüssen zwei Nelken und am Ende zum Likör ein paar Tropfen bio-Orangenöl in Lebensmittelqualität… köstlich!
    Liebe Grüße
    Juliane

    • Luca Siermann sagt:

      Hallo Juliane,
      das ist spannend! Für die Produktion im vergangenen Jahr hatte ich ganz bewusst auf alle Geschmack verändernden Zusätze verzichtet, sozusagen: wie schmeckt das wirklich? Für dieses Jahr habe ich noch keinen Ansatz – das soll sich bald ändern. Mal sehen wie ich das Rezept abwandeln werde. . . Tausend Dank und weiterhin viel Spaß, Luca

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