Schweineschulter – BBQ

Mit Grillen wie wir das  in Mitteleuropa traditionell kennen – Würste und Steaks über glühender Kohle der vorzeitigen Karbonisierung zuführen – hat das heutige Rezept nichts zu tun. Wir grillen heute laaaaangsam bei ganz geringer Temperatur.
Zwei Dinge wollen am Vortag erledigt werden: die Schweineschulter wird besorgt, pariert und mariniert. Der Vorteig für die Brötchen wird angesetzt.
Am Ende des Tages wird das ein Burger oder Sandwich – wir werden Stunden damit zubringen, das Fleisch langsam zu garen; da ist es eine Selbstverständlichkeit ordentliche Brötchen an den Start zu bringen! Die Zeit dafür werden wir auf jeden Fall haben, während wir uns immer wieder um den Grill kümmern. Vorfabrizierte amerikanische Wattebrötchen kommen mir definitiv nicht ins Haus!
Die Schweineschulter besorgen wir beim Metzger unseres Vertrauens. Wer es besonders edel angehen will, sucht nach Iberico- oder Mangalizaschweinen, auch Schwäbisch-Hällische von guten Höfen dürfen es sein. Die Schulter hat ein Gewicht von anderthalb bis zwei Kilo, je nachdem wie sorgfältig der Metzger arbeitet, müssen wir noch Knochenhäute (aus dem Schultergelenk) und Sehnenreste entfernen.

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Aus 200g Weizenmehl, 200g Wasser und 1g Hefe einen Vorteig bereiten: alle Zutaten in eine Schüssel geben und kräftig durchschlagen. Ca. 20 Stunden bei Raumtemperatur gehen lassen.

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Aus grobem Meersalz, schwarzen Pfefferkörnern und Wacholderbeeren im Mörser eine Würzmischung reiben. Reichlich (!) Knoblauch dazu pressen und die Schweineschulter von allen Seiten damit kräftig einreiben. Auch vorhandene Ritzen wollen mit der Würzmischung ausgerieben werden.

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Restliche Würzpaste auf der Innenseite verteilen.

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Und die Schulter zu einem kompakten Braten binden.

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Auf diese Weise gebunden in Folie wickeln und. . .

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. . . über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen.

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Sechs bis acht Stunden bevor das Essen fertig sein soll, wird der Grill vorbereitet: in einer seitlichen Feuerschale wird eine kleine, gut brennende Glut entfacht, der Schulterbraten aufgelegt und der Grill geschlossen. Dabei darauf achten dass der Braten nicht über sondern neben der Glut liegt. Heraustropfendes Fett soll sich nicht entzünden, die Hitze nur indirekt auf das Fleisch einwirken.
Die Kunst besteht jetzt darin, über Stunden eine halbwegs gleichmässige Temperatur von 120°C bis 150°C aufrecht zu erhalten. Das erfordert einerseits Geduld, andererseits etwas Erfahrung mit dem eigenen Grill.

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Sobald sich eine Routine im Nachlegen der Kohle eingespielt hat,  können wir uns um unsere Brötchen kümmern: Aus unserem Vorteig, weiteren 300g Weizenmehl (550er) 140ml Vollmilch, 5g Hefe, 10g Salz und 6g Olivenöl kneten wir einen Teig: zunächst 5 Minuten bei niedriger Stufe dann weitere 5 Minuten bei mittlerer Stufe kneten. Gegen Ende der Knetzeit sollte sich der Teig von der Schüssel lösen aber immer noch weich, glänzend und feucht sein.
Den Teig abdecken und eine Stunde bei Zimmertemperatur gehen lassen.

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Zwischenzeitlich immer den Grill kontrollieren, einzelne Kohlstücke nachlegen und die Luftzu- und -abfuhr regulieren.

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Der Bedarf an Kohle ist gering, die Brenngeschwindigkeit sehr gering, dafür ist die Gefahr groß die Glut ganz verlöschen zu lassen, wenn man zu lange Pausen bei der Kontrolle lässt.

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Nach einer Stunde ist der Teig soweit das man einzelne Brötchen abstechen kann,

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acht Teiglinge werden abgeschnitten und zu zylinderförmigen Brötchen geschoben.

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Auf ein bemehltes Brett legen und für drei Stunden im Kühlschrank weiter reifen lassen.

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Womit wir bei der gemütlichen Phase des Nachmittags angekommen sind: Geduld, Vorfreude, ein gutes Bier oder ein leichter, fröhlicher Rosé, liebe Freunde und gute Gespräche sollten die verbleibenden Stunden bequem füllen.

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Die Teiglinge sind im Kühlschrank nochmals auf die doppelte Größe aufgegangen,

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nun werden sie gemehlt, auf den Rücken gedreht und im vorgeheizten Backofen auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech bei 230°C gebacken.

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Für eine besonders gelungene Kruste stelle ich während der Aufheizphase eine flache Schüssel mit Wasser in den Ofen, das gibt die gewünschte feuchte Atmosphäre für die ersten Minuten des Backens. Die Schüssel mit dem Wasser nach 10 Minuten entfernen und die Ofentür einen Spalt öffnen. Backzeit insgesamt etwa 20 Minuten.

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Nachdem wir uns jetzt fünf, sechs oder gar sieben Stunden liebevoll um unsere Schweineschulter gekümmert – den von Stunde zu Stunde immer unwiderstehlichen Gerüchen widerstanden haben, kommt jetzt der Moment des Genusses.
Um den Braten vom Grill zu heben, habe ich mit einer großen Fleischgabel hinein gestochen – allein dieses Stechen: völlig widerstandslos gleitet die Gabel in das Fleisch und offenbart so seine völlige Zartheit: strahlende Gesichter bei Koch und Gästen!

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Zum Servieren wird das Fleisch grob zerkleinert, mit einem aromatischen Apfelessig besprenkelt und beim Schneiden so vermischt, dass fettere und magere mit knusprigen und gewürzten Teilen auf die aufgeschnittenen Brötchen verteilt werden können.

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Nach Belieben noch mit gebratenen Zwiebeln ergänzen und dann nur lustvoll geniessen.
Guten Appetit.

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Walnusslikör

Mit Walnusslikör verbindet mich eine sehr lang zurück liegende Geschichte: vor ca. 35 Jahren bekam ich bei einem Besuch Walnusslikör angeboten und war schon als Teenie neugierig auf alles Ess- und Trinkbare. Ich erfragte das Rezept und trug es im Hinterkopf mit mir herum. Vor einem Jahr habe ich es dann dank williger Freunde, die mir ihre grünen Walnüsse abtraten, erstmals in die Tat umgesetzt:

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Walnüsse im unreifen, grünen Zustand ernten, es darf sich im Inneren keinesfalls schon die verholzte Schicht, die später zur eigentlichen Nussschale wird, gebildet haben. Dies sollte im Zweifelsfall spätestens bis zum Ende der Spargelsaison geschehen sein.

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Die Nüsse durchstechen oder halbieren. Den austretenden, leuchtend gelbgrünen Saft auffangen und mit zum Ansatz geben. Achtung der Saft färbt!

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Die Nüsse im Gerwichtsverhältnis 1:1 mit Zucker in dichtschliessende Gefässe geben.

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Zucker und Nüsse gründlich vermischen.

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Im Laufe der kommenden Tage und Wochen löst sich nach und nach der Zucker, Saft entsteht.

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Mein erster Ansatz, mit in Hälften geschnittenen Walnüssen, kam am 19. Juni 2014 in den Glaskolben.

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Der zweite Ansatz, mit gestochenen Nüssen, am 27. Juni. Mit verringertem Zuckeranteil: 1,5kg Nüsse mit einem Kilo Zucker.

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Beiden Ansätzen habe ich etwa 6 Wochen Zeit gegeben zu ziehen, es wurde während dieser Zeit weder gerührt noch geschüttelt.

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Die Nüsse haben im Laufe der Wochen eine olivene, fast schwarze Farbe angenommen.

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Um Verunreinigungen zu vermeiden, wurden die Glaskolben von Anfang an jeweils mit einem Gärrohr verschlossen, es kam allerdings – wie beabsichtigt – nicht zu einer Gärung, keiner Gasentwicklung, keiner Auffälligkeit.

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Kurz vor dem Abgiessen: monochrom braun-schwarze Nüsse,

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Meine Verkostungsnotitz vor dem Versetzen mit Alkohol am 30. Juli:
„0,6l Sirup gewonnen, Geruch angenehm, Geschmack: bitter, fruchtig, adstringierend, grün, süß, angenehm. Mit Wodka im Verhältnis 1:1 aufgegossen.“

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Bis zu den Feiertagen am Jahresende wurde der Likör im Keller kühl und dunkel gelagert. Das Auffüllen mit Wodka führt naturgemäss zu einem relativ geringen Alkoholgehalt des fertigen Likörs: bei 40%igem Wodka sind das am Ende etwa 20% im Likör. Wer einen höheren Alkoholgehalt möchte besorgt sich reinen Alkohol in einer Apotheke. Geschmacklich halte ich das aber für unnötig, teurer ist es  auch.

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Beide Liköre sind geschmacklich grossartig geworden, die Lagerzeit im Keller hat den Geschmack harmonisiert. Der unterschiedliche Zuckeranteil ist bemerkbar, aber auch der süssere Likör nicht unangenehm. Beiden könnte etwas fruchtige Säure zum Geschmacksbild helfen. Besonders auffallend, neben der prägnanten Walnussnote ist die geradezu wuchtige Honigmelonennote. Man meint unter der provencealischen Sonne in eine reife Charentais-Melone aus zu beissen – überwältigend.

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Zum Jahreswechsel abgefüllt und an liebe Freunde verschenkt. . .
Guten Appetit.

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Morchelpasta mit Lammbries

Immer wieder stolpere ich über bestimmte Zutaten, Lieblingsprodukte, feine Dinge die in unterschiedlichen Kombinationen in meiner Küche einen großen Stellenwert besitzen.
Bries wird nach wie vor wenig geschätzt, ist beim Metzger – wenn überhaupt – nur auf Vorbestellung zu bekommen. Das gilt für das Bries vom Kalb, Lammbries, das aus meiner Sicht noch köstlicher ist, kommt leider im Handel kaum vor. Sehr schade. In Stuttgart in der Markthalle haben wir zum Glück den Wild- und Geflügelstand von Herrn Ludwig, er bietet diese Delikatessen so an als wäre es das Normalste von der Welt – das ist es nicht, und man kann ihn gar nicht genug dafür loben! So kommt es daß ich jetzt schon wieder – wie zuletzt im November – ein Rezept mit Lammbries veröffentliche.
Im Frühling gibt es, neben den jungen Lämmern, auch frische Morcheln, erfahrene Pilzsammler kennen die Stellen, an denen sie mit etwas Glück zu finden sind; Stadtmenschen ohne diese Möglichkeiten bekommen Morcheln in der Saison bei ambitionierten Gemüsehändlern, in Markthallen oder bei Delikatessengeschäften. Getrocknete Ware ist aus kulinarischer Sicht kein Ersatz!
In der Kombination mit Lammbries kommen wir dann dem Himmel schon ganz nah!

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Die Morcheln werden gebürstet, leicht ausgeklopft um Sand, Erde und Pflanzenteile aus den vielfältigen Hohlräumen zu entfernen. Waschen – finde ich – verwässert die Pilze und ist eher kontraproduktiv. Schließlich muss das Wasser später beim Garen wieder verdunstet werden, wir  wollen ja keine Morchelsuppe.

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Das Bries wird einige Minuten in kaltem, fliessenden Wasser gewässert, von sehnigen und Knorpeligen Teilen gesäubert, feste Häute und Fett werden entfernt. Das Bries ist keine in sich geschlossene Einheit sondern besteht aus kleinen Segmenten: entlang dieser natürlichen Trennungen wird es in etwa walnussgroße Stücke geteilt.

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Aus fein geschnittenen Frühlingszwiebeln und Butter bereiten wir eine Basis für die Sauce: leicht anschwitzen ohne zu bräunen, dazu die geputzten und geviertelten Morcheln geben und behutsam garen.

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Die Morcheln ziehen beim Garen nur wenig Wasser (siehe oben!), solange weitergaren bis die Sauce wieder reduziert ist, nun wird mit süsser Sahne angegossen und einmal kräftig aufgekocht. Mit Salz, Pfeffer und gemörserter Muskatblüte würzen.

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Das Bries wird separat in etwas Butterschmalz gebraten, es möchte durchgegart werden und verträgt durchaus Hitze: darf leicht gebräunte, haselnussbraune, Stellen bekommen. Warm stellen und erst beim Servieren mit der Morchelsauce vermischen.

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Dünne Tagliatelle wie gewohnt aus Hartweizengriess und Eiern ausrollen, in die richtige Breite schneiden und in reichlich Salzwasser al dente kochen.
Pasta mit der Morchelsauce vermischen, auf Tellern anrichten und die Briesstücke darüber verteilen.
Guten Appetit!

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Rhabarbertarte

Mai: die Zeit für eine weitere Köstlichkeit: Rhababertarte! Auf dem Markt kam mir ein Bund Rahbarber unter die Nase, genau jetzt ist er am leckersten! Als ich das Bund mitnahm, wusste ich allerdings noch nicht was daraus werden sollte. Kompott ist immer die einfachste Lösung, Marmelade eine Möglichkeit, Kuchen – für meine Begriffe meistens zu wuchtig. Grade bei Nachtischen suche ich immer nach Möglichkeiten die süßen Delikatessen klein und fein zu halten, kein Mensch braucht zum Ende eines guten Essens etwas, das nochmals sättigt. Die Tarte stellt da eine wundervolle Verbindung her, hier stehen Aroma und Konsistenz im Vordergrund. Beim Rhabarber ist es die Balance aus Säure, Adstringenz und Aroma die einen perfekten Schlussakkord setzt:

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Der Rhabarber wird wie gewohnt vorbereitet: Fäden abziehen, wo nötig dünn schälen. Mit Zitronenschale, Zucker und ganz wenig Wasser gerade so lange kochen, bis die Stücke gar sind, aber nicht zerfallen.
Einen Mürbeteig aus einem Ei, 100g Butter und 100g Mehl behutsam zusammenkneten, der Teig soll durchaus weich sein, dennoch muss bei diesem Mischungsverhältnis meist noch Mehl nachgeschüttet werden. Als Boden für eine Tarte ist 550er Mehl aus meiner Sicht besser geeignet als das übliche, feiner ausgemahlene, 405er.

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Die gegarten Rhabarberstücke vorsichtig aus dem Topf nehmen und zum Abkühlen auf einen Teller legen. Den verbliebenen Rhabarbersirup mit einer halben Vanilleschote aufkochen, nach Wunsch weiteren Zucker zugeben und bis auf eine sehr kleine, konzentrierte Menge einkochen

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Die Vanilleschote auskratzen, das Vanillemark in dem Sirup auflösen. Süsse Sahne mit zwei bis drei Eigelb vermischen und in den Sirup einrühren, abschmecken. Mit der Sahne nehmen wir dem Rhabarber alle aggressiven, zu sauren und adstringierenden Anteile, harmonisieren alles und geben eine cremige Textur. Die Eigelbe unterstütze das nochmals und lassen die Masse später im Ofen sehr angenehm stocken. Wer hier lieber mit Cremé fraîche experimentiert liegt durchaus richtig. Zur süssen Sahne kann durchaus etwas Zitronensaft angebracht sein um die fruchtige Säure des Rhabarbers zu unterstützen.

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Den Mürbteig dünn ausrollen, in eine ausgebutterte Tarteform legen und mit den Rhabarberstücken belegen.

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Die Sahne-Sirup-Eimasse darüber verteilen.

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Den überstehenden Teigrand abschneiden. . .

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. . . und mit Unterhitze bei 160°C backen. Die Unterhitze ist wichtig um den Boden unseres Kuchens schnell genug gar zu backen. Wenn die Flüssigkeit anfängt zu brodeln kann die Hitze reduziert werden. Backzeit etwa eine halbe Stunde.

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Serviert wird noch lauwarm. Und, für heute sogar, mit einem kleinen Rhabarber-Sorbet als Begleitung, aber das ist ein anderes Kapitel.
Guten Appetit.

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Lammcarreé

Der Lammrücken, beim Rind würde man vom Roastbeef sprechen. Das besondere am Careé ist allerdings der Zuschnitt, der einen Teil der Wirbelsäule und die Ansätze der Rippen am Fleisch belässt. Für den Geschmack ändert sich dadurch absolut entscheidendes, das Fleisch wird wesentlich aromatischer, bleibt saftiger und kann – bei richtiger Zubereitung – zu einer unvergleichlichen Delikatesse werden.
Den Lammrücken gibt es natürlich auch komplett ausgelöst, für diese Zubereitung definitiv keine Alternative – am allerwenigsten wenn es sich um Neuseeländische Ware handelt und unter der Bezeichnung Lammlachse angeboten wird! Für mich ist schon die Bezeichnung grausam unverständlich und eine vollkommene Katastrophe! Das Lamm hat mit dem Lachs nichts zu tun, keine Biologie, keine Zubereitung und nichts geschmackliches!

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Die besten Lämmer gibt es jetzt, im Frühling, kein Zufall das zu Ostern die Zubereitung von Lamm Tradition hat. Für das Lammcarreé gibt es nur eine sinnvolle Zubereitung: im Ofen.
Rein kulinarisch gesprochen ist das Ergebnis unserer Bemühungen ein Agnus dei: ein Lamm Gottes. Die Pessach-Lämmer wurden zu der Zeit der Kreuzigung Jesu geopfert.
Für unsere Zubereitung wählen wir ein Lamm aus deutscher Zucht, besonders empfehlenswert sind die Lämmer von der Schwäbischen Alb, aber auch aus dem hohen Norden, von den sogenannten Salzwiesen an der Nordseeküste kommen ausserordentlich aromatische, köstliche Tiere, die diese Zubereitung lohnen.

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Das Lammcareé soll in einer würzigen Kruste gegart werden: Rosmarin, Knoblauch (keine Lagerware, es gibt schon den frischen, noch nicht getrockneten!) Semmelbrösel, Salz Pfeffer und etwas Milch um die Masse geschmeidig zu machen.

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Die Zutaten zerkleinern, zunächst das Brot reiben und in Milch einweichen, Rosmarin fein hacken, Knoblauch durch die Knoblauchpresse drücken, salzen, pfeffern. Alles zusammen zu einer pastosen Masse verarbeiten und abschmecken. Je nach Stimmung kann hier wieder in ganz unterschiedliche Richtungen gearbeitet werden: Thymian statt Rosmarin, Wacholder als Ergänzung, Zitronenschale zusätzlich. Salz reichlich, immerhin soll ja das Fleisch die Gewürze aufnehmen.

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Als Beilage Kartoffeln schälen, in Scheiben schneiden und langsam und sorgfältig in Olivenöl in einer großen Pfanne braten, Salz nicht vergessen.

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Das Lammcareé vorbereiten, dabei auf der Oberseite feine, behutsame Schnitte durch die Fett- und Sehnenschlicht führen damit die Aromen besser eindringen können und sich das Fleisch nicht, durch das Zusammenziehen der Sehnen beim Garen, krümmt. Das Fleisch trocken tupfen  und auf allen Seiten mit unserer Würzpaste einreiben, dabei auf eine gleichmässige und reichliche Schichtdicke achten.

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In den auf 220C ° vorgeheizten Ofen schieben und die Temperatur nach wenigen Minuten auf 100C° reduzieren. Ganz am Anfang des Gartens wird die Kruste bräunen und knusprig werden, danach soll, bei geringer Temperatur, fertig gegart werden. Das dauert ungefähr eine viertel Stunde.

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Die Zeiten und Temperaturen sind wie immer von den individuellen Gegebenheiten abhängig. Auf jeden Fall muß das Carreé beim Servieren noch nachgiebig und rosa sein, keinesfalls darf es fest, durchgegart und trocken geworden sein.

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Vor dem Aufschneiden im ausgeschalteten Ofen, bei leicht geöffneter Türe noch drei bis fünf Minuten ruhen lassen und  dann mit den gebratenen Kartoffeln servieren – einfach göttlich!

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Fasan: Lebercreme

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Geflügellebern in all ihren Varianten sind eine Delikatesse! Sie kommen sozusagen automatisch mit den Vögeln – hoffentlich aus bäuerlicher Aufzucht oder der freien Wildbahn – zu uns nach Hause. Sie lassen sich zu köstlichen kleinen Vorspeisen verarbeiten und wenn die Menge nicht reicht, ganz leicht und günstig durch Zukauf in der Menge vermehren. Ihr Ansehen ist so schäbig, wie die Möglichkeiten Köstliches daraus zu zubereiten.

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Den Fasan hatten wir vor Kurzem schon zerlegt, verarbeitet und mit großem Genuss verspeist. Je nachdem wieviele Menschen bewirtet werden sollen, je nachdem wieviele Gänge unser Menü haben soll, kann die Fasanenleber mit Gänseleber, Hühnerleber oder Entenleber „verlängert“ werden. Das Fasanenherz verarbeiten wir auf alle Fälle mit.

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Diese Innereien werden fein gewürfelt – wie fein hängt von den persönlichen Vorlieben ab. Etwas stückckig ist durchaus schon delikat, je feiner die Stücke werden desto leichter lässt sich das Ergebnis später wie eine feine Creme streichen.

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In einer Sauteuse etwas Butter weich werden lassen und Schalottenwürfel, Knoblauchwürfel und Chiliwürfel leicht andünsten. Was diese Gemüse angeht haben wir allerdings keine Wahl: die müssen fein, ganz fein gewürfelt werden! Salzen nicht vergessen.

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Die Leberstücke dazu geben und alles bei geringer Hitze garen, trocken werden lassen und mit etwas Cognac ablöschen, nochmals aufkochen, die Flüssigkeit reduzieren und einige Stücke frischer Butter dazu. Zum Schluss wie immer abschmecken: fast sicher fehlt Salz, ein paar Tropfen Zitronensaft, nochmals nachschärfen? Zu guter Letzt kommt die entstandene Masse in ein Porzellanförmchen und wird einige Stunden in den Kühlschrank gestellt.

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Kleine Crostini, leicht angeröstete Weißbrotscheiben mit dieser Lebercreme serviert: ein Traum als Vorspeise!
Guten Appetit!

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Artischocke mit Knoblauch und Zitrone

Als ich meine ersten kulinarischen Erfahrungen machte, war die Artischocke eine exotische Sensation. Selten, teuer und schwer zu bekommen! Freunde der Familie – sehr Spanien und Frankreich erfahren – hatten mich früh für dieses Gemüse begeistert. Blatt für Blatt in eine selber zubereiteten Aioli eingetaucht und abgezutzelt – sehr fein. Der Boden wurde behutsam vom Heu befreit und mit Messer und Gabel in Stücke geschnitten und ebenfalls in Aioli getupft und verspeist.
Im Laufe der Zeit haben sich Artischockenerfahrungen aller Arten, sowohl in den Ländern der Herkunft als auch zu Hause eingestellt: winzige Artischocken, die man fast komplett roh, in dünne Scheiben geschnitten als Salat geniesst bis zu großen Artischockenböden, die gekocht als Püree eine wundervolle Beilage ergeben.

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Jetzt im Frühling kommen die ersten Artischocken frisch auf den Markt. Die frühen, kleinen zarten verarbeiten wir im Ganzen. Sobald große, ausgewachsene Exemplare verfügbar sind, beginnt die Zeit für die heutige Zubereitung. Ganz wichtig, unabhängig von der Größe der Artischocke ist die Frische: alle Artischocken die verwelkt, matt oder gar braun aussehen, lassen wir liegen und greifen erst zu, wenn wirklich schöne angeboten werden.

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Unser heutiges Rezept wurde mir als typische Zubereitung der jüdischen Küche von einem Freund anvertraut. Da meine Erfahrungen mit der jüdischen Küche nicht sehr groß sind, und ich keine Quelle finden konnte, die das bestätigt, lasse ich die Herkunft für den Moment einfach mal so stehen.

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Beginnen wir mit einem Sakrileg: der Stiel wird direkt unter dem Boden abgeschnitten, dieses Rezept erfordert die Artischocken zum Garen im Ofen auf den Boden zu stellen. Ansonsten gilt: der Stiel wird mitgegart und – eventuell – geschält und genauso wie der Rest verspeist: sehr lecker. Die groben äußeren Blätter ebenfalls abschneiden und alle frei liegenden Teile mit Zitronensaft einreiben, so wird nichts braun.

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Nun werden von oben die Blätter auseinander gedrückt und mit Zitronenachtel, Knoblauchzehen und fleur de sel füllend gewürzt. Mengenverhältnisse und Anordnung sind sehr stark von eigenen Vorlieben und spontanen Eingebungen abhängig.

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Zu guter Letzt wird grosszügig mit dem besten Olivenöl, das die Küche zu bieten hat, begossen. Das Ganze ohne Umweg in den vorgeheizten Ofen – besser noch Dampfgarer – geschoben und – je nach Größe, 30 bis 60 Minuten – gegart. Sollten wir keinen Dampfgarer am Start haben, stellen wir eine flache Form in den Ofen, in die wir kochendes Wasser gießen genau dann, wenn die Form in den Ofen kommt.  Ohne den Dampf würden unsere Artischocken trocken und zäh, ein Schicksal, das wir ihnen ersparen sollten. Der richtige Garpunkt wird wie bei Kartoffeln per Messerstich geprüft.

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Serviert wird das Ergebnis als Vorspeise oder Zwischengericht, gerne mit Weißbrot, Olivenöl und grobem Salz!
Guten Appetit!

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Ravioli – Ricotta & Spinat

Es gibt Zubereitungen die – im Laufe der Zeit – zum Inbegriff einer ganzen Gattung geworden sind. Ravioli mit einer Füllung aus Ricotta und Spinat sind sozusagen die Mutter aller (gefüllten) Nudeln.
Soweit die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht: was uns von der Industrie, aber auch von vielen Restaurants unter dem gleichen Namen angeboten wird, ist leider unterirdisch.
Dabei muß ich nicht einmal in die Zeit meiner Kindheit zurückgehen, als Ravioli in Dosen mit einer schmierigen rötlichen Sauce verkauft wurden – man fand das damals wohl normal.
Dabei könnte das Nudelleben so köstlich sein, der Aufwand, den es bedeutet selber Ravioli zu machen, wird meist überschätzt,. Die Zutaten sind leicht zu beschaffen und ausgesprochen günstig: Hartweizengriess und Eier für den Teig, Ricotta, frischer Spinat, geriebener Parmesan, Semmelbrösel, weißer Pfeffer, Salz und Muskat. Für das Grundrezept ist es das auch schon. Varianten sind – wie immer – hoch willkommen.

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Den Spinat waschen, trockentupfen, besser schleudern, und fein hacken. Das geschieht am besten mit einem großen, scharfen Küchenmesser. Ein scharfes Messer hat den Vorteil, die Spinatblätter sauber zu schneiden und nicht zu quetschen, so tritt weniger Saft aus den Blättern aus, das Ergebnis wird knackiger und aromatischer.

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Für die Füllung wird Ricotta mit dem Spinat, dem Parmesan, den Semmelbröseln und den Gewürzen verrührt. Die Semmelbrösel fügen wir nur zu, um in der Füllung die überschüssige Feuchtigkeit zu binden, ansonsten weichen die Ravioli vor dem Kochen von innen heraus auf – nicht schön. Insbesondere wenn die Ravioli bis zum Folgetag aufbewahrt oder eingefroren werden sollen, ist das lebenswichtig!
Abschmecken nicht vergessen, hierbei darf es überraschend würzig zugehen: Parmesan, ruhig etwas mehr, ebenso Pfeffer und Salz. Schließlich wollen wir mit jedem Nudelbissen eine kleine Geschmackssensation erleben!
Wie so oft  ist hier nicht eine abstrakte Regel entscheidend sondern unsere Zunge und der Kontext, in dem die Speise serviert wird. Hauptgericht oder Vorspeise? Was kommt davor und was danach? Welchen Wein wollen wir dazu trinken? Wie ist unsere Stimmung und welche Gäste erwarten wir? Von den Antworten auf all diese Fragen hängt ab, wie die Raviolifüllung schmecken soll. Neben den erwähnten Zutaten dürfen wir nun frei entscheiden, wohin die Reise gehen soll, von der Chilli über diverse Kräuter (Thymian, Rosmarin, Oregano, Salbei aber auch Koriander und Petersilie. . .) Knoblauch, gehackte Kapern, geriebene Zitronenschale, Zitronensaft für die spritzige Säure. All das kann seine Berechtigung haben, darf ausprobiert und eingebaut werden.

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Den Nudelteig ausrollen, dabei immer zwei Bahnen gleicher Größe vorbereiten. Der Teig, der grade noch nicht verarbeitet wird, abdecken. Nudelteig trocknet gerne im falschen Moment und macht uns dann das Leben schwer! Die Ravioli schliessen nicht richtig, der Teig büsst an Flexibilität ein und brich,t statt sich geschmeidig zu köstlichen kleinen Kissen zu formen.

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Mit Löffel und Finger gleichmässige Häufchen aufsetzen, dabei Grösse und Abstand so wählen das beim Auflegen der zweiten Teigplatte genügend Platz zum schliessen der Ravioli bleibt, ohne das sie aber zu mickrig werden. Etwas Geduld; die Erfahrung, das richtig zu machen, stellt sich schnell ein.

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Teigplatte auflegen und um die Ricottahäufchen herum andrücken.

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Keine Gewalt anwenden, nur behutsam von innen nach aussen andrücken, um möglichst wenig Luft mit einzuschliessen.

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Das eigentliche Verschliessen der Ravioli geschieht erst mit dem Rad.

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Ohne Hektik aber mit einem gewissen Druck längs, quer und rundherum rollen.

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Ich mache immer eine Charge komplett fertig, wobei die Länge der Teilplatte bequem auf einem großen Arbeitsbrett Platz haben sollte. Niemals direkt auf der Küchenarbeitsplatte arbeiten, das Rändelrad ruiniert die Oberfläche und der Pastateig klebt auf der Platte fest.

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Ein Teigrad in Profiqualität – aus einem massiven Stück Messing gearbeitet und nicht aus Blech gestanzt – ist eine ebenso lohnende wie langfristige Investition. Neben der mechanischen Stabilität sind die Zacken hier so geformt das durch einen schrägen Schliff die Teigplatten nicht nur auseinander geschnitten, sondern auch perfekt verschlossen werden.

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Für den perfekten primo piatto braucht es dann nicht mehr viel. In reichlich Salzwasser kochen – je nach Dicke des Teiges und Struktur des Hartweizens etwa 5 bis 8 Minuten.
Während die Ravioli kochen, Knoblauchzehen in etwas Olivenöl andünsten, mit Sahne ablöschen, darin die abgegossenen Ravioli wälzen und mit Pfeffer und Parmesan servieren.

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Guten Appetit!

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Schokoladenkuchen, ultimativer

Einer der grössten Unterschiede zwischen Kochen und Backen ist: ohne Rezept wird´s beim Backen nix. Vor einiger Zeit stand ich also vor dem Problem einen Schokoladenkuchen backen zu wollen, aber ohne ein vernünftiges Rezept. Er sollte mit den Aromen bitterer Schokolade und Orangenschale spielen, nicht zu süß sein und auf der Zunge zergehen. Im Grunde war schon klar, wohin die Reise gehen sollte – nur das Rezept fehlte noch.
Nach einigen Probekuchen, Backversuchen und nicht ganz zufrieden stellenden Ergebnissen heute: der ultimative Schokoladenkuchen.

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Was das Rezept einfach macht: die vier Hauptzutaten kommen in gleicher Menge hinein:
250g Butter (Bio, Süßrahm)
250g Zucker
250 Schokolade
250g Mehl (Bio, 405)
außerdem die Zesten von zwei ganzen Bio-Orangen,
150g gemahlene Mandeln,
ein Päckchen Backpulver und
4 Eier.
Butter (zimmerwarm) und Zucker werden schaumig gerührt, dabei entsteht eine helle, weiche und homogen schaumige Masse.

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Die Schokolade – in diesem Fall eine 70%ige Bitterschokolade von Callebaut in Tröpfchen – der Konditor spricht von Callets – wird im Wasserbad geschmolzen und mit den Orangenzesten aromatisiert.
Die Eier werden getrennt, das Eigelb unter die Butter-Zuckermasse gerührt.
Das Mehl sieben.
Mehl, Mandeln und Backpulver vermischen und unter die Butter-Zucker-Eigelbmasse rühren.
Die aromatisierte Schokolade ebenfalls in die Masse einrühren.
Das Eiweiß steif schlagen und als letztes in die Masse einarbeiten.

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Die Kuchenform gründlich Buttern und mit Zucker ausstreuen.
Die Masse löffelweise in die Form geben, dabei darauf achten das der Teig gleichmässig verteilt wird.

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Im vorgeheizten Backofen Bei 170°C Umluft ca. 40 Minuten backen, mit einem Holzstab einstechen, ist dieser beim herausziehen noch feucht nach Bedarf die Backzeit verlängern. Meistens ist der Kuchen nach 50 bis 55 Minuten perfekt.

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Nach dem Backen in der Form abkühlen lassen – damit reduziert sich, die Gefahr den Kuchen beim Stürzen zu ruinieren.
Gänzlich auskühlen lassen und für ein bis zwei Tage kühl und dunkel stehen lassen. Darauf achten, dass der Kuchen in dieser Zeit nicht austrocknet. Die Ruhezeit gibt den Orangenzesten die Gelegenheit, ihr Aroma im Kuchen zu verteilen und zu intensivieren.
Für ausgewachsene Schleckermäuler: mit frisch geschlagener Sahne servieren. Sollte der Kuchen als Dessert zum Abendessen serviert werden, kann ein Glas GrandMarnier dazu serviert werden. Damit schliesst sich dann der Aromenkreis aus Schokolade – Orangenfrucht – Süsse des Zuckers und dem Schmelz von Mandeln, Mehl und Butter.
Guten Appetit!

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Fasan – Zweierlei

Herbst und Winter sind traditionell die Zeit der Zubereitung von Wild. Reh, Hirsch, (Wild-)Sau gelegentlich auch Hase und Co. Etwas aus der Mode gekommen, aber darum um so lohnender für eine Wiederentdeckung: das Wildgeflügel. Taube und Wachtel gehören selbstverständlich nicht dazu, sind sie doch aus der Zucht, allerdings geschmacklich dem Wildgeflügel noch relativ nah. Von den in freier Wildbahn lebenden Geflügel bekommt man in der Saison neben Fasan auch Wildenten und Rebhühner. Der Fasan wird von Oktober bis Januar gejagt und zu dieser Zeit wird er auch im Handel angeboten. Wer einen Jäger kennt, frage direkt! Das Rupfen ist beim Fasan – wie beim Geflügel meistens – recht zeitintensiv, auch weil wir die Übung nicht mehr haben. Allerdings ist ein Fasan im Federkleid ein wunderschönes Tier und meiner Meinung nach ist die Erfahrung, alles was zur Zubereitung gehört auch wenigstens gelegentlich selber zu machen, durch nichts zu ersetzen. Von den wenigen Fasanen, die ich bisher zubereiten durfte, fand ich in zweien noch verbliebene Schrotkugeln – ich nehme das als Qualitätsmerkmal, warne aber vor möglichen Zahnschäden.
Wie immer bestehen wir auf ein Tier mit den Innereien, selbst wenn uns schon jemand das Rupfen abgenommen haben sollte. Auf die delikate Leber möchten wir keinesfalls verzichten, nehmen das Herz gleich noch mit dazu und bereiten wieder einmal eine leckere Lebervorspeise zu, dazu in den kommenden Wochen mehr.

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Von links nach rechts: Die Beine, Leber und Herz, die Karkasse mit den Flügeln und die Fasanenbrust.
Aus den Fasanenbeinen lösen wir noch den Oberschenkelknochen aus und ziehen mit einer kräftigen Pinzette oder einer spitzen Zange die verknöcherten Sehnen aus den Unterschenkeln. All dies kommt mit in den Fond.

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Für die Sauce bereiten wir einen Fond aus der Karkasse und den Knochen zu: Mit Zwiebeln, Sellerie und Möhrenwürfeln, Lorbeerblättern, Wacholderbeeren aufkochen, mit Rotwein angiessen und etwa eine Stunde leise köcheln lassen.

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Die Beine werden separat geschmort, dazu mit Gemüsewürfeln, Wacholderbeeren, Pimentkörnern Salz und Pfeffer in einer Form für etwa eine Stunde bei 140°C im Ofen garen.

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Erst kurz vor dem Servieren werden die Fasanenbrüste gebraten: dazu auf der Hautseite ca 10 Minuten braten, umdrehen und auf der Fleischseite nochmals einige Minuten. Das Fleisch soll dabei aber nur auf den Punkt gebraten werden, also mit Temperatur und Zeit vorsichtig sein!

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Nach dem braten warm stellen und die restliche Zeit der Sauce widmen.

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Für die Sauce den Fond durch ein feines Sieb abgießen und auf kräftigem Feuer reduzieren. Sobald ein Minimum an Flüssigkeit erreicht wurde: abschmecken. Wieder entscheidet sich das Schicksal dieser Zubereitung in den letzten Momenten, Salz, Pfeffer, Rotwein, Chilli – in Pulver oder feinsten Würfelchen, eine Prise Zucker, ein Hauch Tomatenmark, ein Löffel Johannisbeergelee? Alles möglich, keine einfache Regel aber entscheidend für das perfekte Gelingen. Hier hilft etwas Mut zum Experiment und ein gutes Gefühl für die gewünschte geschmackliche Balance. Auf alle Fälle wird unsere Sauce am Ende mit einigen eiskalten Butterflöckchen aufgeschlagen und gebunden.

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Als Beilage ein Klassiker der Wohlfühlküche: das Kartoffelgratin! Das Rezept werde ich bei Gelegenheit servieren – mit Varianten und Zubereitungsalternativen. . .

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Zum Servieren legen wir die geschmorten Fasanenbeine in die Mitte, die aufgeschnittene, perfekt rosa gebratene Brust daneben und gießen die Sauce als Geschmacksbombe sparsam darüber.
Guten Appetit!

 

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