Fischfond

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Die Fondsküche gilt ja in der Regel als mühsam und zeitaufwändig, stimmt nicht! Wir verbringen ja Zeiten in der Küche, die sich gleichzeitig für mehrere Vorbereitungen nutzen lassen. Hier zum Beispiel: wir haben für das Risotto Mare diverse Fische und Meeresfrüchte besorgt, eine Dorade, einen Sepia und einige frische große Krabben mit Köpfen, ungeschält. Für´s Risotto müssen wir diese ohnehin vorbereiten, der Rest folgt einfach nebenbei, hat aber den Vorteil den Geschmack unseres Risotto grandios zu verbessern!

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Die Dorade wird geschuppt und filetiert, wenn nötig natürlich auch ausgenommen, die Filets legen wir in den Kühlschrank, die brauchen wir später. Kopf, Knochen und Schwanz werden grob in drei Teile geteilt und in kaltem Wasser versenkt. Ebenso verfahren wir mit dem Sepia, die Teile die wir nicht essen wollen: alles was nicht Arme und festes Fleisch vom Körper ist, schneiden wir weg und nehmen es für den Fond. Die Krabben werden geköpft und geschält, die Köpfe und Schalen unter klarem Wasser spülen und ebenfalls: ab in den Topf für den Fond.

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Alle Fischreste mit kaltem Wasser aufgießen. Eine gewürfelte Karotte, eine gewürfelte Zwiebel, ein Viertel einer Sellerieknolle in Stücken, einige Lorbeerblätter, einige Knoblauchzehen und etwas Weißwein dazu, langsam erwärmen, möglichst bis knapp unter Kochtemperatur bringen und so etwa eine Stunde vor sich hin simmern lassen.

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Etwas abkühlen lassen, durch ein feines Sieb gießen, nochmals aufkochen und auf die gewünschte Konzentration reduzieren.
Für das Risotto Mare, das wir in den nächsten Tagen zubereiten werden, können wir auf das Reduzieren verzichten.
Diese Zubereitung lässt uns aber kulinarisch jedwede Freiheit andere raffinierte Zubereitungen zu realisieren. Mit einem solchen Fond als Grundlage können wir Pastasaucen im Handumdrehen aromatisieren und so auf professionelles Niveau bringen, wir können ihn als Basis für eine Fischsuppe verwenden oder Fischfilets separat garen und mit der Fondsauce zu einer aromatischen Sensation verfeinern.
Gesalzen und auf ein Minimum reduziert hält sich der Fond problemlos Tage oder Wochen im Kühlschrank, unkonzentriert in Eiswürfelbeutel gefüllt kann der Fond für beliebig lange Zeit in die Tiefkühltruhe und bietet den Vorteil jederzeit leicht portionierbar zu sein.

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Guten Appetit!

 

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Ravioli – mit Ziegenquark

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Vor einigen Jahren hatten wir Besuch aus den USA, Sandy meinte: „oh, all those little pillows!“ und half beim Fertigstellen dieser kostbaren kleinen Köstlichkeit in Form von gemütlichen kleinen Daunenkissen.
Beginnen wir mit dem Nudelteig, mittlerweile haben wir ja Übung, pro Person ein Ei, 100g Hartweizengriess – sonst nichts! Für gefüllte Pasta ist eine etwas weichere Teigkonsistenz angenehm, der Teig schliesst sich leichter, lässt sich einfacher um die Füllung formen und bricht nicht im falschen Moment. Während der Nudelteig nun ruht, bereiten wir die Füllung zu.

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Neben dem Ziegenquark benötigen wir gemörserte Muskatblüte (Macis), Knoblauch gepresst, weißen Pfeffer aus der Mühle, einen trockenen, alten Ziegenkäse und Thymian, leicht angedrückt damit sich das Aroma schön mit der Masse vereinigen kann. Wer keine Muskatblüte im Haus hat, darf natürlich gerne auch Muskatnuss reiben, nur bitte keine vorgemahlenen Produkte kaufen, die schmecken bestenfalls nach Sägespänen.

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Einen Ziegenkäse, der sich zum Reiben eignet, zu finden, ist gar nicht so einfach. Diesen hier habe ich namenlos in der Vitrine ausgewählt und vor der Verarbeitung die Rinde leicht vom Schimmel freigekratzt. Der Ziegenquark, der uns für diese Füllung als Grundlage dient, ist noch recht mild, da wir aber einen kräftigen Ziegengeschmack wollen, lohnt es sich nach einem entsprechenden Hartkäse zu fahnden. Später, wenn wir anrichten, nutzen wir den Rest, um ihn über die fertigen Ravioli zu hobeln. Die Zutaten alle miteinander verrühren, es soll eine weiche aber nicht zu feuchte Masse entstehen. Gegen ein zuviel an Feuchtigkeit nehme ich in diesem Fall einige Esslöffel Semmelbrösel – am besten frisch gerieben aus altem Weißbrot. Nudelfüllungen müssen kräftig und eindeutig im Geschmack sein, sie aromatisieren die Nudel von innen heraus, für das Abschmecken sollten wir uns daran erinnern und lieber etwas mehr von den Gewürzen, vom Käse, vom Knoblauch einarbeiten, als wir das im ersten Moment erwarten.
Teigplatten mit der Nudelmaschine ausrollen und für die erste Portion zwei gleich große Platten vorbereiten. Teigreste abdecken damit sie nicht austrocknen.

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Die Füllung in kleinen Häufchen aufsetzen und mit der zweiten Teigplatte abdecken.

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Behutsam um die Füllungshäufchen andrücken. Darauf achten das möglichst wenig Luft in den einzelnen Kammern übrig bleibt.

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Mit dem Teigrad die Ravioli schliessen und vereinzeln.

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Das war es schon, je nachdem wieviele Gäste wir bewirten wollen, wiederholen wir die Aktion bis Teig und Füllung verbraucht sind. Die soweit fertig gestellten Ravioli können im Kühlschrank aufgehoben werden, am Zusammenkleben hindern wir sie, indem wir sie in Hartweizengriess wälzen. Je länger wir die Ravioli aufheben wollen, um so besser müssen wir die Füllung mit Semmelbrösel trocknen – Ravioli deren Teigmantel durchfeuchtet ist, sind keine Freude mehr.

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Mittlerweile haben wir in einem großen Topf das Nudelwasser aufgesetzt – salzen nicht vergessen – und widmen uns der Sauce. Die Sauce ist in diesem Falle so schlicht und gleichzeitig köstlich wie möglich. Alles was uns vom delikaten Inneren der Ravioli ablenkt, ist hier fehl am Platz. Olivenöl, aromatisiert mit Knoblauch und Thymian, zum Schluß etwas Butter untermischen.

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Auf dem Teller Thymianblätter darüber streuen und Ziegenkäse direkt auf die fertigen Ravioli hobeln.
Guten Appetit.

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Guanciale, die wunderbare Schweinebacke

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Speck, luftgetrocknet aus der Backe des Schweines.
Wer sich nicht häufiger mit traditionellen Zubereitungen der ländlichen italienischen Küche beschäftigt, wird kaum Gelegenheit haben Guanciale kennen zu lernen. Schade, eigentlich! Da Guanciale praktisch nur für den heimischen, italienischen Markt hergestellt wird, gibt es keine schlampig, in Massen produzierten Surrogate, sondern nur geringe Mengen einer wirklichen Spezialität, die uns mit großartigen Aromen verwöhnt. Die Schweinebacke, ein ein- bis anderthalb Kilo schweres Stück wird gewürzt, gesalzen und gepfeffert und in aller Ruhe an der Luft getrocknet, selten zusätzlich noch geräuchert. Die Herstellung wurde perfektioniert in den südlichen Abruzzen an der Grenze zum Latium. Dort liegt auch die Ortschaft Amatrice, die dem berühmtesten Gericht unter Verwendung der Guanciale ihren Namen gegeben hat: den Spaghetti all´amatriciana.
Durch die spezielle Herstellungsweise ergibt sich eine ungeheure Aromenfülle: von salzig-nussig bis mild, fast fruchtig und gelegentlich, je nach Würzung, auch leicht scharf. Diese Aromen explodieren geradezu bei der Verwendung der Guanciale in diversen Pastasaucen aber auch in Verbindung mit Eintöpfen, beispielsweise mit dicken grünen Bohnen. Sie harmonisiert die Geschmacksbestandteile und fügt eine überaus leckere Sämigkeit hinzu. Die Mediterrane Küche ist vielmehr eine Aromenküche als eine Saucenküche. Ziel einer besonders gelungenen Pastasauce ist also nicht, die Nudeln in einer Sauce zu ertränken, sondern sie mit einer Hülle aus Aromen zu überziehen. Die Guanciale unterstützt uns dabei besonders angenehm, verträgt sich mit fast allen anderen Zutaten und Gewürzen. Unseren heutigen Ernährungsvorstellungen widerspricht die Verwendung von Speck natürlich völlig. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang ist aber: es handelt sich um ein Gewürz, kann daher sparsam verwendet werden und hält sich auch in kleinen Mengen über Tage und Wochen im Kühlschrank.

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Die Kaffeerevolution

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Fast im Verborgenen findet im Moment eine Revolution der Kaffeekultur statt. Was wir beim Wein seit Jahren kennen und schätzen gelernt haben, kommt in kleinen Schritten nun auch in der Welt des Kaffees auf uns zu. Individueller, faszinierender Geschmack durch Ernte, Verarbeitung, Handel und Röstung von Kaffees einiger Parzellen engagierter Kaffeebauern von den besten Lagen der Welt.
Als Qualitätsbezeichnung würden wir uns schon sehr lange nicht  mehr zufrieden geben mit der Aussage: Wein aus Trauben, Europa, 2010 bis 2013. Wir erwarten – vollkommen zu Recht – Informationen auf dem Weinetikett über die Traubensorte, den Winzer, das Herkunftsland, das Erntejahr und möglichst auch präzise Details wie Einzellage, Ausbau, Fasslagerung und eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung. Nichts von diesen Angaben ist im Kaffeehandel selbstverständlich. Die großen Industrieröstereien haben uns systematisch mit Markennamen blind, taub, und unwissend gemacht. Kaffee wird als vollkommen anonymes Produkt nach industriellen Qualitätskriterien gehandelt, die kaum sinnvolle Rückschlüsse auf die tatsächliche Herkunft und die geschmacklichen Eigenschaften zulässt.
In der vergangenen Woche hatte ich die Chance an einer Kaffeeverkostung der Sonderklasse teilzunehmen. Im CoffeeConsulate in Mannheim wurden in 40 einzelnen Proben die Kaffees der beiden indischen Plantagen Badra- und Palthop Estate verkostet.

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Wenn man von der Tatsache absieht das eine solche Anzahl von Kaffees zu verkosten – so herausragend sie auch sein mögen – an den Tatbestand der Körperverletzung grenzt (zugegeben: selbst zugefügt) bleibt der überwältigende Eindruck, nie zuvor erlebter Geschmackssensationen. Raritäten die von nahezu ausgestorbenen Restbeständen geerntet wurden, Kleinstmengen von Varietäten, die keinerlei kommerzielle Bedeutung in der Welt des Industriekaffees haben, Parzellenkaffees, die mit der größten Sorgfalt gepflegt, geerntet und verarbeitet wurden, präsentieren sich in der Tasse so individuell und geschmacklich kontrovers wie man es sich extremer kaum vorstellen kann.

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Als Kaffeeliebhaber kommen auf uns – wenn wir bereit sind uns auf das Abenteuer einzulassen – traumhafte Zeiten zu. Wir haben als Konsumenten ein Recht darauf zu erfahren, was wir trinken; wer es wann, wo und unter welchen Bedingungen erzeugt hat. Wir dürfen den Röster unseres Vertrauens fragen und je genauer er uns Rechenschaft über sein Produkt ablegen kann, desto gespannter dürfen wir auf den Geschmack in der Tasse sein.

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Gambas mit Thymian

In Spanien würden wir dieses Rezept der Kategorie Tapas zuordnen. In allen anderen mediterranen Ländern ist es ebenso selbstverständlich an den Küsten zuhause.
Sonntags hat die Markthalle geschlossen, daher bedienen wir uns der Vorräte aus der Tiefkühltruhe. Heute finden wir ungeschälte Garneelenschwänze ohne Kopf, erfreulicherweise aus artgerechter Biozucht. Diese lassen wir auftauen, spülen mit klarem Wasser und trocknen sie auf Küchenkrepp ab. Thymian finden wir auf dem Balkon, Knoblauch wohnt sowieso immer in unseren Vorräten.

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Die Mengenverhältnisse sind unkritisch, wer vieel Knoblauch mag dosiert entsprechend großzügig,  gleiches gilt für den Thymian.

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Die Gambas werden bei nicht zu hoher Temperatur gemeinsam mit den Thymianzweigen und dem gedrückten und grob zerkleinerten Knoblauch in Olivenöl gebraten. Salz aus der Mühle.

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Auf dem Tisch stehen schon italienisches Weißbort, eine Flasche köstliches Olivenöl und Fleur de Sel bereit. Wir servieren die Garnelen direkt aus der Pfanne und jeder schält die Tierchen für sich.
Als Wein fällt mir hierzu spontan ein Grechetto aus Umbrien ein, das Weingut Antonelli in Montefalco produziert aus dieser ungewöhnlichen Traube – die meines Wissens nach nur in Umbrien sortenrein ausgebaut wird – einen wunderbar frischen, mineralischen und komplexen Wein. Perfekt für diese Sommerliche Vorspeise.
Guten Appetit

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Manjimup – der australische Wintertrüffel

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Man vermutet zunächsteinmal die Gerissenheit australischer Geschäftemacher, seltsame und undurchschaubare Vorgänge auf den Antipoden, eigentlich aber sind es nur Wagemut und Begeisterung für ein ebenso köstliches wie seltenes Produkt unter Ausnutzung vorhandener Klima- und Bodenverhältnisse. Vor fast zwanzig Jahren begann die Familie Blakers in Westaustralien, ca 200km südlich von Perth, auf fünf Hektar, französische Eichen und Haselnusssetzlinge zu pflanzen. Diese wurden aus Frankreich importiert und waren bereits an den Wurzeln mit Trüffelsporen infiziert. Einige Jahre später wurde ihr Mut belohnt, seither wächst in Australien was viele Fachleute für unmöglich gehalten hatten: Tuber Melanosporum, der schwarze Wintertrüffel. Qualität und Geschmack sind von der besten französischen Ware praktisch nicht zu unterscheiden. Der Erfolg ist mittlerweile stetig und zuverlässig, die Ernte besser kalkulierbar als in Europa und somit der Export in alle Welt möglich. Wir freuen uns einfach und bereiten ein kleines, sommerliches Trüffelmenü zu.

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Kleines Trüffelmenue in drei Gängen:
Vorspeise: Crostino con Tartuffo. Weißbrotscheiben vom italienischen Weißbrot in der Pfanne mit etwas Olivenöl goldbraun und knusprig rösten, abkühlen lassen ohne zu schwitzen (am besten hochkant auf einen Rost stellen). Dünn mit Butter bestreichen, Trüffel hobeln und auflegen, mit fleur de sel bestreuen und sogleich servieren.
Dazu trinken wir einen Vouvray, ein Schaumwein von der Loire, trocken, charaktervoll und unkompliziert der mit seiner feinen Mineralität und Frucht überzeugt.

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Lammbries auf Alblinsen mit Trüffel.
Ein Mirepoix aus Möhre, Schalotte und Knoblauch schneiden und in einer Pfanne leicht in Olivenöl schmurgeln lassen, die Linsen (für diese Vorspeise nicht mehr als 80g für fünf Personen) dazugeben, kurz mitbraten, mit Wasser ablöschen und garköcheln, gegebenenfalls mit kochendem Wasser wiederholt angiessen, gegen Ende mit Salz abschmecken und bis zum Servieren ruhen lassen.
Die Alblinsen sind mir mittlerweile die liebsten, sie sind ausserordentlich aromatisch und behalten auch beim Kochen ihren Biss. Französische lentilles de puy oder italienische lenticchie di Norcia sind sicherlich ebensogut für dieses Rezept zu verwenden.

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Das Bries in Walnussgroße Stücke teilen, Fettränder und Häute abschneiden oder ablösen und für eine Stunde in Milch einlegen. Trüffel in feine Würfel schneiden, das Bries mit den Trüffelwürfelchen in einer gebutterte Pfanne bei nicht zu hoher Temperatur etwa 10 bis 15 Minuten braten, dabei nur leicht bräunen. Das Bries möchte gar und nicht glasig oder blutig serviert werden. Gegebenfalls während dem Garen einen Deckel auflegen damit das Ganze nicht zu trocken wird, währenddessen aus der Mühle salzen.
Lammbries ist zugegebenermassen nicht überall leicht zu bekommen, Kalbsbries tut es zur Not auch und ist bei jedem guten Metzger auf Vorbestellung zu bekommen.

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Zum Servieren die Linsen lauwarm auf den Teller geben, flach drücken und das gegarte Bries auflegen, die restliche Butter-Bratensatz-Trüffelmischung über das Bries geben und mit einer dünnen Trüffelscheibe vollenden. Sofort servieren: ein absoluter Traum in Harmonie und Aromen!

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Fettuccine al Tartuffo.
Frische Bandnudeln vorbereiten, wir hatten das schon am 26. Juni unter dem Stichwort „die wahre Nudel“. Für dieses Zwischengericht sollte eine kleine Portion mit zwei Eiern und etwa 200g Griess für fünf Personen ausreichend sein. Für den Sugo würfeln wir einen Teil des Trüffels und kochen ihn einmal mit Créme fraîche auf, würzen mit feingeriebenem Parmesan (der sich vollständig auflösen soll), Salz, Pfeffer und etwas Muskat, frisch von der Reibe. Sollte sich in unserem Kühlschrank noch etwas Kalbs- oder Geflügelfond verstecken: gerne auch einige Löffel dazu, vor dem Servieren etwas Butter einarbeiten. Die Nudeln „al dente“ kochen, mit dem Sugo vermischen, auf die Teller verteilen und vom restlichen Trüffel reichlich Hobelspäne darüber. Zur letzten Abenddämmerung die Trüffelnudeln gemeinsam mit Urbezo einem spanischen Chardonnay geniessen.
Mit diesem Menü haben wir unserem Trüffel die Gelegenheit gegeben mit seinen liebsten Freunden zu spielen: Butter und Salz beim Crostino – dies funktioniert wie sooft nur wenn alle Zutaten wirklich großartig sind, nicht zuletzt die kleinen Salzkristalle des fleur de sel machen dies zu einem ebenso einfachen wie großartigen Genuss.
In der Kombination mit dem Bries zeigt der schwarze Trüffel wie gut er sich in heißen Zubereitungen kombinieren lässt, Konsistenz und Aroma vom Lambries unterstützt und noch gegen die Intensität der Linsen einen aromatischen Kontrapunkt setzt.
Zuletzt im Zusammenspiel mit Pasta, Sahne und Parmesan; ebenso klassische wie perfekte Begleiter! Dazu ein Hauch Muskat der wiederum das Trüffelaroma nochmals intensiviert.

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guten Appetit!

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Ami du Chambertin 1.0

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Egal über welche kulinarischen Themen ich schreibe, es ist im Grunde unmöglich Geschmack in Worte zu fassen. Bestenfalls können wir auf gemeinsame Erfahrungen zurückgreifen und Analogien nutzen, die uns eine Vorstellung vermitteln. Wir wissen wie ein Apfel schmeckt. Wenn wir in einem Wein ein Apfelaroma beschreiben, können wir in etwa darauf schliessen, was gemeint ist. Wenn es aber um Nuancen geht, wird die Sprache zu einem ungemein groben Werkzeug und das kulinarische Vokabular funktioniert nur, wenn man sich auf gewisse Begriffe und Formulierungen einigt.
Jenseits der fünf Basis-Geschmackseindrücke süss, sauer, salzig, bitter und umami nehmen wir alles andere retronasal (von hinten aus der Mundhöhle in den Nasen-Rachenraum) über die Nasenschleimhaut wahr. Klingt kompliziert ist es aber nicht. Die Zunge ist für die Geschmäcker zuständig, die Nase für die Aromen. Konsistenz und Temperatur mal ausser Acht gelassen.
Im konkreten Fall haben wir es mit einem vollkommen überwältgenden Geruchseindruck zu tun, der Ami ist auf dem Höhepunkt seiner Reife angekommen und ich gebe zu: meine Befürchtung war, ich hätte es zu weit getrieben. Mitnichten, ein grösserer Käsegenuss ist kaum vorstellbar, unter der mittlerweile braunen Rinde varbarg sich in vollendeter cremiger Konsistenz das Glück der Käsefreunde. Besonders erstaunlich, der scheinbare Wiederspruch von Geruch und tatsächlichem Aroma: nichts Scharfes, Unangenehmes oder Unharmonisches stört diesen Genuss! Was man, wenn man nur nach der Nase urteilte, nicht für vorstellbar halten würde. Das gilt, umso erstaunlicher, gleichermassen für die Rinde wie für das cremige Innere.
Wie angekündigt gab es zum Ami die beiden reifen Weine vom Weingut Rebholz aus der Südpfalz. Die Harmonie des Gewürztraminers mit dem Käse war spontan und einhellig; das Spiel der reifen Weinaromen (Trockenfrüchte wie Aprikosen, Rosinen und Datteln aber auch Exotisches wie Mango und Papaya) mit einer perfekten Balance der Süsse und Säure vertrug sich nicht nur mit dem Käse, es verlängerte und unterstützte ihn gradezu ideal. Der Pinot noir – für uns in Deutschland Spätburgunder – war mein Wein in diesem Zusammenhang nicht. Zu vielen anderen Speisen hätte er sein Potential ausgespielt, in Kombination mit dem Ami brach er völlig in sich zusammen, zu Beginn ließ er noch seine Möglichkeiten ahnen, um kurz darauf einfach in der Unerkennbarkeit zu verschwinden: Ahnung bestätigt! Allerdings, im Verlauf des späteren Abends gab es in unserer Runde durchaus auch positivere Einschätzungen – und es bleibt wie sooft ein in Geschmacksdingen ambivalentes Bild. Wir nehmen Geschmäcker individuell sehr unterschiedlich wahr, persönliche Neigungen und Vorlieben sollten ihren Raum haben und nicht unter der Knute der Rechthaberei verschwinden.

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Für die Neugierigen unter uns, wir waren zu fünft und der Ami war der angekündigte Käse für Fortgeschrittene. Vorher sollte ein kleines Menü für die notwendige Grundlage sorgen. Die Wahl fiel auf drei kleine Gänge mit australischem Wintertrüffel und einen Salat, Bericht folgt.

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Ami du Chambertin 0.5

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Und hier die versprochene Fortsetzung: unser Freund aus dem Burgund reift vor sich hin, ich habe ihm eine Pause besser: Verlangsamung – verordnet und lasse ihn nun noch ein paar Tage im kühleren Keller weiterreifen – Duft und Konsistenz versprechen Wundervolles! Unter der Spanschachtel hat sich eine kleine Pfütze gebildet, er ist einen Zentimeter in sich zusammen gesunken, die Oberfläche ist feucht und deutlich dunkler geworden, klare Zeichen dafür, das die Bakterien ihr Werk verrichten.
Die Weinfrage hat mich in den vergangenen Tagen beschäftigt: folgen wir dem weitverbreiteten Rat, den Käse mit einem Wein seiner Herkunftsregion gemeinsam zu genießen, bleiben nur die großen Gewächse aus Chambertin, einer Gemeinde im Burgund, die für einige der ausserordentlichsten Rotweine der Welt berühmt ist. Alles Pinot noir, alles für eine lange oder sehr lange Flaschenreife ideal, alles schwer zu beschaffen und – soweit es sich um eine Grand Cru Lage handelt – kaum unter €100 pro Flasche zu bekommen. Leider habe ich vor 15 oder 20 Jahren noch nicht an das kommende Wochenende gedacht und einige große Burgunder in den Keller gelegt. Tatsächlich bin ich auch sehr skeptisch, ob diese Paarung wirklich glücklich wäre, mein Instinkt sagt mir, ein Weißwein mit wirklich großen und reifen Aromen wäre besser geeignet, ohne ein zuviel an Säure aber mit Kraft, Rafinesse und Ausdauer. Im Keller ist mir dann eine Flasche des 1999 Gewürztraminer Albersweiler Latt von Hansjörg Rebholz wieder in den Sinn gekommen. Im Jahr 1999 wurde diese Lage als Auslese ausgebaut, eine Wucht von einem Wein, die mit dem Käse mithalten und – wenn es gut geht – wundervoll harmonieren sollte. Die Frage des Pinot Noir hat mich aber auch nicht mehr losgelassen, schließlich hat das Weingut Rebholz einen großen Ruf für seine im Barrique ausgebauten Spätburgunder und ich freue mich diebisch, einen 1998er unter einer dicken Staubschicht hervorgeholt zu haben! Mein Tip, der Gewürztraminer als Wein, der ebenso große Kontroversen auslösen kann wie der Käse den er begleiten soll, macht das Rennen um die bessere Paarung – aber wir werden sehen!
Fortsetzung folgt.

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Ami du Chambertin 0.1

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Eine Käsegeschichte in Fortsetzungen. Erster Teil.
Alain, mein Käsedealer vor Ort war heute, nach Wochen des Wartens, tatsächlich erfolgreich und hat einen Ami du Chambertin für mich besorgt. Wer noch nie einen solchen Käse probieren durfte wird nicht verstehen, was das bedeutet. Eine Käsedelikatesse der Extraklasse, unendlich facettenreich im Geschmack, sehr kräftig aber dennoch cremig und harmonisch.
Die gute Nachricht, der Käse ist da, die schlechte, er ist noch nicht reif. Einen Babymord an einer solchen Delikatesse zu begehen kann die Absicht nicht sein, also heisst es von nun an warten auf den Zeitpunkt der optimalen Reife. Um den Ami herum war ein Papier mit der Aufschrift „best before: 29.07.13“ (tatsächlich in englisch – man hält es nicht für möglich), von den Erfahrungen mit Camembert ausgehend würde ich sagen, vor Ablauf des MHD hat er noch einen unreifen Kern, soviel Zeit muß sein. Allerdings bedingt die spezielle Herstellungsweise beim Ami: Waschen des Käses während der Reifung mit Marc de Bourgogne (einem Tresterschnaps) und den Rotschmierekulturen auf der Rinde unter Umständen doch eine schnellere Reifung. Es ist Hochsommer und somit relativ warm, was die Reifung ebenfalls beschleunigt, schließlich liegt unser Freund ja nicht im Kühlschrank, das MHD setzt natürlich Kühllagerung voraus. Viele Fragen also – es wird nichts anderes übrig bleiben, als regelmässig nach dem Fortschritt der Reifung zu sehen und in der Zeit bis dahin zu überlegen, welche Vorbereitungen noch getroffen werden müssen: liebe Freunde – die zeitlich ausreichend felxibel sein müssen – wollen eingeladen werden, ein kleines Menü vor dem Genuss des Käses will geplant sein und die richtige Weinbegleitung für den Ami du Chambertin muss ausgesucht werden.
Fortsetzung folgt. . .

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Cappuccino des Tages

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Ohne einen guten Cappuccino ist ein vernünftiger Start in den Tag möglich aber nicht sinnvoll.*
Heute am Start: als Grundlage ein doppelter Espresso (Ristretto) Dutra 11, eine Cuveé aus den drei Einzellagen „Grota da Pedra“, „Embauba“ und „Torre Alta“ von der Plantage der Familie Dutra in Brasilien.
Kaum ein Espresso ist geschmacklich so herausragend, vollkommen harmonisch und ebensogut für die Zubereitung eines großartigen Cappuccino wie für den – später am Tag immer wieder lebensnotwendigen – Espresso geeignet.
Mein momentaner Favorit bei der Milch ist die Schwarzwälder Weidemilch mit 3,8% Fettanteil. Sie lässt sich sehr schön aufschäumen und ergibt bei korrekter Zubereitung ein traumhaftes, süchtig machendes Cappuccinoergebnis!
* in manchen Fällen mag das auch mit Tee funktionieren, darauf komme ich zurück. . .

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